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Der junge Mann mit dem Blindenstock, die Mutter mit Kinderwagen, die in den Bus einsteigen möchte, das junge Mädchen, dem 5 Cent für die Fahrkarte fehlen, eine ältere Dame mit der schweren Tüte an der Kasse – du würdest gerne helfen, bist dir aber unsicher wie? Bist mal wieder einfach weitergegangen und ärgerst dich jetzt, dass du nichts unternommen hast? Was wäre, wenn ich dir sage, dass ziemlich viele Menschen, die ich kenne, sich schon mal so gefühlt haben. Und ja, das ist blöd und ärgerlich, aber das nächste Mal können wir es alle besser machen. Wir können lernen. Lernen, unsere Hilfe anzubieten und lernen, Hilfe anzunehmen.

Eigentlich können wir dir nur einen, aber den vielleicht wichtigsten Tipp geben, wie du anderen auf der Straße, im Supermarkt, im Bus helfen kannst: Gehe auf die Person zu, ohne Scheu und ohne Scham. Das Wichtigste ist, dass du dich traust, deine Hilfe anzubieten. Es ist nicht schlimm, wenn du unsicher bist oder nicht genau weißt, was du sagen sollst. Was zählt, ist, dass du die Leute direkt ansprichst und nicht wegschaust. Du kannst auch betonen, dass du dir nicht sicher bist, wie du helfen kannst. Frag einfach nach und zeige Einfühlungsvermögen. Egal wer, jeder benötigt mal Hilfe und sollte sich nicht schlecht fühlen, sie auch dann auch anzunehmen.

Im Folgenden haben wir dir in unserem Leitfaden zum Helfen noch ein paar Tipps aufgeschrieben, die du beachten solltest, wenn du anderen gerne helfen möchtest. 

:erröten:

Eine freundliche Ansprache und ein Lächeln sind der Anfang

:ausrufezeichen_fragezeichen:

Frage nach, ob die betreffende Person Hilfe braucht und möchte

:beten:

Respektiere es, wenn die Hilfe abgelehnt wird

:handflächen_nebeneinander:

Du kannst auch direkt fragen, wie du genau helfen kannst (z.B.: die Tasche tragen, den Kinderwagen hochheben etc.)

 

Wir haben mit betroffenen Personen gesprochen und nachgefragt, wie sie am liebsten angesprochen werden

 

Karas Tipp: „Einfach ansprechen und fragen, ob man helfen kann.“ 

Wenn Kara alleine unterwegs ist, vollgepackt mit zwei Kindern und Kinderwagen, sind der Einstieg in den Bus oder ein hoher Bordstein bereits eine kleine Hürde – Hilfe annehmen fällt ihr schwer. Am liebsten ist es ihr, wenn man einfach freundlich auf sie zukommt und fragt, ob man schnell mit anpacken soll. Sie wünscht sich mehr Sicherheit in der Gesellschaft und keine Angst, Fehler zu machen. Sie sagt, für sie persönlich sei es am besten, einfach freundlich angesprochen zu werden und zu fragen, ob man Hilfe braucht. In der Regel wird dies meistens dankend angenommen. Ob bei Stufen, wenn man in den Bus einsteigt oder ob man Sachen aufhebt, die das Kind aus dem Kinderwagen geworfen hat. Sie sagt, es hilft, auch mental und auch, wenn es manchmal schwierig ist, Hilfe anzunehmen.

“Ich war mit beiden Kindern einkaufen. Wir sind gerade aus dem Supermarkt rausgekommen und im Kinderwagen lag der ganze Einkauf, sowie ein 20kg Sack Erde.  Mein großer Sohn (4 Jahre) hat sich seitlich auf den Wagen gestellt, während ich gefahren bin. Der Wagen ist durch das Gewicht von ihm zur Seite umgekippt und auf ihn drauf gefallen. Dabei ist er mit dem Kopf auf die Pflastersteine gefallen, sodass er komplett unter dem Wagen lag. Ich hatte das Baby auf dem Arm und konnte sie nicht absetzen, da sie noch nicht selbstständig sitzen konnte und ablegen konnte ich sie im Winter auch nicht.

Es kamen so schnell so viele Leute dazu und fragten, wie sie helfen können oder haben einfach angepackt. Eine Frau hat gefragt, ob sie mir mein Baby abnehmen darf oder wie sie helfen kann. Da sie nicht fremdelt und mich ja weiter gesehen hat, war das perfekt. Währenddessen haben andere den Wagen vom Kind gehoben und mir den Wagen sogar wieder mit allem, was rausgefallen ist, eingeräumt.

Ich konnte mich um mein Kind kümmern, mein Baby war entspannt, alles war eingeräumt. Ich wurde noch gefragt, ob ich weitere Hilfe brauche und dann haben die Helfer*innen uns alles Gute gewünscht. Das war eine wirklich tolle und vor allem menschliche Erfahrung. Ich weiß nicht, was ich ohne Hilfe gemacht hätte.”

Finia Zoé Dienst

Finia Zoé Dienst

Finia Zoé Dienst studiert Kulturanthropologie und Linguistik in Mainz. Sie schreibt am liebsten über Menschen und ihre Geschichten und beschäftigt sich mit gesellschaftspolitischen und philosophischen Fragen. Wichtig ist ihr auch die Aufklärung über CatCalling, wofür sie sich aktiv einsetzt.